„Es gibt Brei!“
Das ist ein Satz, den ich vor längerer Zeit aus meinem Wortschatz gestrichen habe. Nicht, weil ich es wollte, sondern, weil die Krabbe alles, was irgendwie annähernd breiähnlich war, rigoros abgelehnt hat! Sie hat es regelmäßig geschüttelt und oft sah sie aus, als wolle sie sich übergeben. Ich habe wirklich alles gegeben und es fing eigentlich auch ganz vielversprechend an, aber dann war irgendwie alles anders…
Es gab einmal eine Zeit, da habe ich mir so sehr gewünscht, dass wir endlich anfangen können, Brei zu füttern. Ich habe es mir toll vorgestellt, endlich nicht mehr Unmengen an Fläschenzubehör mitschleppen zu müssen, sondern lediglich zwei Gläschen, Lätzchen und Löffel. Dazu ein bisschen Wasser und vielleicht noch was zum Knabbern. Meine Mädels haben zusammen wirklich viele Kinder und niemand hatte sich in all den Jahren darüber beschwert. Niemand! Auch sonst habe ich vorher niemanden hören sagen, dass Breifüttern wirklich gruselig ist!
Als es soweit war, waren die Krümel 5,5 Monate alt. Ich habe mir eines der Bücher vorgenommen und hatte einen genauen Plan, was ich füttern möchte. Grundsätzlich wollte ich selber kochen. Wir haben hier bei uns zwei kleine Läden, wo die Bauern ihre Produkte selbst anbieten und ein Dorf weiter einen Bioladen, wo ich dann später frisches Gemüse geholt habe. Fleisch zu pürieren finde ich ziemlich ekelig, daher habe ich mich hier von Beginn an dazu entschieden, dieses aus dem Gläschen zu nehmen. Und die Gemüsesorten, die gerade nicht Saison hatten, ebenfalls.
Da Karotte bei Allergikern nicht so gut zu Beginn sein soll, haben ich mit Pastinake angefangen. Es folgten Brokkoli, Kürbis und irgendwann auch Karotte. Kartoffeln und Fleisch kamen ganz nach Vorgabe auch irgendwann hinzu. Um immer schnell sein und flexibel sein zu können, habe ich Kartoffel-Fleischbrei in kleinen Portionen eingefroren und ganz nach Lust und Laune verschiedene Gemüsesorten dazugemischt (die waren ebenfalls in kleinen Portionen eingefroren). Statt des Abendbreies gab es hier als zweites den Nachmittagsbrei. Abends waren die Krümel immer schon so herrlich drömelig, dass ich es vorgezogen habe, möglichst lange ihnen vor’m Schlafengehen die Flasche zu geben, statt sie in die Stühle zu setzen. Wenn man nur ein Kind hat, kann man es auf dem Schoß zum Füttern nehmen, bei Zwillingen funktioniert das jedoch nur bedingt. Und zwar genau dann wenn einer so einen Aufstand macht, dass er auf dem Schoß muss, da er sonst vermutlich aus dem Stuhl gesprungen wäre (das kam allerdings erst später).
Je leckerer der Käfer die Breie fand, desto ekeliger fand es die Krabbe. Es fing irgendwann an, dass sie Obst verweigerte. Sie würgte und weigerte sich vehement, den Nachmittagsbrei zu essen. Wie ein Virus breitete sich Ihre Abneigung auf alle Breie aus. Egal, ob Milchbrei, Obstbrei, Gemüse, Kartoffeln, Nudeln oder oder oder, kaum etwas ging noch, allerhöchstens Gemüse-Kartoffel-Brei aus dem Gläschen. Da sie neben ihrer Milch sehr gerne Hirse- und Apfelkringel aß, gab ich Ihr zu den Mahlzeiten immer einen in die Hand und schummelte jedes Mal, wenn sie den Mund öffnete, ein Löffelchen Brei mit hinein. Das war jedoch nur eine Notlösung, denn ich möchte schon, dass die beiden bewusst essen bzw. sich dessen bewusst sind, was sie genau essen.
Also kam Plan B: Baby Led Waening. Ich googelte fleißig, schnibbelte Gemüse (um es in Sticks einzufrieren) und backte Snacks wie Grieß-Mandel-Plätzchen, Gemüsewaffeln und Haferflocken-Apfel-Kekse. Ich fing an, Ihnen Brot zu geben und habe Ihnen immer eine kleine Auswahl, wie zum Beispiel Kartoffeln und Kürbis oder Karotte und Nudeln angeboten. Spaß hatten sie dabei auf jeden Fall, jedoch landete eher weniger in ihren Mägen, so dass die Milchflaschen, die ich ihnen nach dem Essen immer anbot wieder größer wurden. Außerdem war es eine so große Sauerei, dass ich hier auch wieder etwas Anderes versuchte. Sie bekamen wieder etwas in die Hand zum Selbstessen, dieses Mal Brot, und das Gemüse habe ich in Stückchen mit der Hand gefüttert. Natürlich holten sie dieses auch mal wieder aus ihren Mündern raus, um es zu betrachten, was auch ok war, aber so konnte ich verhindern, dass sie das Gemüse mit der flachen Hand zu Brei zerschlugen, woraufhin ich nicht nur die Krümel umziehen musste. Und auch Erbsen kullerten nicht mehr durch das Wohnzimmer, sondern wurden einzeln untersucht.
Irgendwann war ich es leid, jeden Morgen das Essen für mittags vorzubereiten, während die beiden ein paar Meter weiter sich gegenseitig zum Fressen gern hatten. Mittlerweile hatten sie nämlich Zähne bekommen, die gerade der Käfer nur zu gerne zum Einsatz brachte. Notfalls (oder besonders gerne) an seiner Schwester. Ich musste also parallel zum Zubereiten alle paar Sekunden schauen, ob die beiden noch genügend Sicherheitsabstand hatten. Außerdem hatten die beiden gerade die Phase, dass sie nur noch im Kinderwagen tagsüber schlafen wollten. Um 9 Uhr musste also alles fertig sein, um bis 11 Uhr spazieren gehen zu können, um direkt im Anschluss zu essen. Puh! Ich reduzierte die Menge an Gemüsesticks und bot parallel wieder etwas Brei an. Stückiger als zuvor, was dank der Monatsangaben auf den Gläschen auch wunderbar umsetzbar war. Nach und nach lehnte die Krabbe das Gemüse ab und aß wieder gerne die Gläschen (hauptsächlich Nudeln in allen Variationen). Der Käfer hat bereitwillig alles mitgemacht, ihm ist es nach wie vor ziemlich egal, was es gibt, Hauptsache, er bekommt genug und kann der Krabbe vielleicht noch etwas von ihrem Brot klauen.
Wir sind zwar noch immer nicht bei einer kompletten Portion je Krümel angekommen, aber wir sind auf einem guten Weg! Heute Mittag zum Beispiel gab Lasagne, Brot, Grieß-Mandel-Plätzchen, einen Dinkelkeks und etwas Obst in Form eines halben Quetschies.
Nach dem Mittagsschlaf bekommen sie mittlerweile Joghurt mit Obst und etwas Getreide drin und da sie mittags nicht so viel essen, wie sie sollten, gibt es seit ein paar Tagen abends auch wieder ein warmes Menü, heute Abend Kartoffelauflauf. In Summe essen sie nun also zusammen über den Tag verteilt ein halbes bis ganzes Gläschen, ein halbes großes Brötchen, einen Quetschie, eine halbe Banane, einen halben Joghurt (wobei die Krabbe sich hier bis auf maximal zwei Mini-Löffeln auch noch weigert), ein Drittel Obstgläschen und etwas Korn / Müsli oder ähnliches. Dazu jeder zwischen 100 und 150 ml Wasser und drei Flaschen Milch am Tag.
Auf jeden Fall sehne ich mich schon sehr nach dem Tag, an dem ich sie nicht mehr füttern muss und es nur morgens und zur Nacht hin noch je eine Flasche geben wird. Dass sie sich weiterhin fleißig einsauen werden, ist mir bewusst und wenn das meiste Essen in ihnen und nicht auf dem Boden landet, ist das das auch völlig ok für mich. Ich ziehe sie mittlerweile zum Essen eh bis auf den Body aus und wasche sie danach ausgiebig.
Zum Abschluss noch ein Satz, denn ich vor einigen Monaten irgendwo aufgeschnappt habe und den ich sehr passend finde:
„Die Mama gibt vor, wann es etwas zu essen gibt und was, das Kind bestimmt, ob es etwas essen möchte und wieviel!“
Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht!