Traurigkeit

Heute geht es Mal nicht um die blöde Plantschkuh oder meine Oma, die ich in letzter Zeit überraschend oft nett erlebt habe (ob das mit ihrer Senilität zusammenhängt?), sondern mal wieder um meinen Papa:

Ich fühle eine tiefe Trautigkeit in mir. Aber nicht, weil ich traurig bin, sondern weil ich fühle wie traurig im Grunde mein Papa ist (ich habe einen Kloß im Hals gerade und Tränen in den Augen). Es aufzuschreiben und zu lesen macht es so real und doch kann und will (?) ich nichts daran ändern. Zumindest nicht unter diesen Umständen. Nicht ohne dass er endlich über seinen Schatten springt und mal einen Schritt auf andere (in diesem Fall auf meinen Herzmann) zugeht. Er hat mich an unserer Hochzeit sooo sehr verletzt, in dem er einfach nicht gekommen ist und damit wissentlich unser wirklich gutes Verhältnis riskiert hat. Allerdings weiß ich nicht, was mehr weh tut: (1) die Tatsache ansich, (2) das Gefühl, dass das Verhältnis nur so lange gut war wie ich seine Ansichten geteilt habe oder (3) dass ich merke, wie er den Lebensmut verliert und ich Angst habe, dass er sich eines Tages etwas antut und ich dann für immer das Gefühlhaben würde, nichts dagegen getan zu haben.

Ich kopier hier mal einen Ausschnitt unserer SMS-Unterhaltung von gerade rein: Eine simple Frage, eine Antwort seinerseits (die mir Gänsehaut bereitet (schon wieder der Kloß, das Kribbeln und die Trönen)) und meine Antwort wiederum darauf, etc…

Ich: „Ist alles ok bei dir? Du klangst traurig auf dem Anrufbeantworter.“

Papa: „Es ist ein großer Unterschied zu früher. Mittlerweile gibt es keine Aufgaben und zu wenig richtige Freunde. Zu leben bedeutet im Moment, meinen Körper von einem Tag zum anderen Tag zu bringen. Das ist langweilig und sinnlos.“

Ich: „Vielleicht hilft dir eine Therapie? Mir hat sie sehr geholfen! Manchmal braucht man eine objektive Sicht, um evtl. an sich arbeiten zu können. Denn manchmal liegt die Lösung so nah! Du hast eine so große Familie um dich rum und müsstest dich nicht einsam fühlen. Doch dazu müsstest du du erkennen, dass man dafür auch mal über seinen Schatten springen muss. Die Welt dreht sich weiter. Entweder man tut etwas dafür, dass man sich mit ihr zusammen dreht, oder man steht alleine am Rand und schaut zu…

Ich möchte im Moment nicht mit dir verreisen. Es klingt vielleicht hart, aber dafür ist zuviel passiert und es ist mir nicht mehr wichtig genug. Dazu ist auch zuviel zerstört an Vertrauen in unser Verhältnis.“

Papa: „Ich lasse mir keine fremden Leute aufzwingen, schon gar nicht, welche, denen ich nicht traue. Dieses Mißtrauen ist inzwischen in Hass umgeschlagen.“

Ich: „Und der einzige, der diese ganze Situation verursacht hat, ist zu verbohrt, um es sich einzugestehen. Weißt du, ich treffe mich mit dir, weil du mein Papa bist. Weil ich irgendwie die Hoffnung habe, dass ich dir etwas bedeute. Weil ich so sehr wünschen würde, dass es dir leid tut, was passiert ist. Ich glaube dir, dass du traurig bist, und ich wünschte so sehr für dich, du wärst es nicht. Doch ich kann daran am wenigsten etwas ändern. In Bezug auf dich liegen meine Gefühle zerbrochen am Boden und ich weiß nicht, wie ich sie wieder reparieren kann. Ich treffe mich mit dir, weil ich hoffe, durch meinen Schritt auf dich zu, bewegst du dich auch irgendwann einen Schritt auf mich zu. Aber das kannst du nicht und ich kann auch nicht mehr. Wenn ich deine letzte SMS lese, möchte ich mich eigentlich gar nicht mit dir treffen… Es tut mir leid!“

Warum kann meine verquere Familie nicht einfach nur ganz normal sein… Und schon wieder verschwimmen die Zeilen…

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