Schon seit Ihr ganz klein ward, lege ich Euch ein weiches, dünnes Mulltuch mit in’s Bett. Tom, für Dich ist es gar nicht so wichtig, Du schnappst Dir lieber den Affen, der ebenfalls mit im Bett liegt, denn Deine kleine Hand braucht immer etwas, was sie greifen kann zum Schlafen. Vermutlich fühlst Du Dich so erst richtig sicher, denn Du bist eher der ängstliche von Euch beiden. Anni, Du hast Dir eigentlich schon immer Dein Kuscheltuch über das Gesicht gezogen, um schnell einschlafen zu können. Mittlerweile nuckelst Du auch gerne darauf und seit heute ziehst Du es beim Krabbeln und Robben neben Dir her. Erst dachte ich, es hinge an Dir fest, doch dann sah ich, wie Deine Hand, zur Faust geballt, das Tuch nicht loslassen wollte. Immer wieder hast Du Dich aufgesetzt (das kannst Du nämlich schon seit ein paar Tagen), um den Zipfel des Tuches mit Deinem Zeigefinger zu untersuchen. Zum Glück haben wir von diesen Tüchern einige und ich hoffe sehr, dass sie lange halten werden! Deine Krabbelei wird jeden Tag mehr und sicherer und man sieht, wie fasziniert Du selbst davon bist! Tom, Du kannst zwar noch nicht krabbeln und sitzen tust Du erst so richtig, ohne Dich abzustützen seit gestern, aber dafür ziehst Du DIch schon seit Tagen an der Couch hoch, stehst dort und hast es auch schon einmal geschafft, Dich hochzuziehen (vermutlich lag dort mein Handy, das ist für Dich immer der beste Ansporn). Die letzten Wochen ist so viel passiert, dass ich immer wieder staune, wie schnell und wie toll Ihr Euch entwickelt. Gestern saßt Ihr zum ersten Mal voreinander und habt Euch gegenseitig zum gackern gebracht! Herrlich!
Die Nächte sind momentan nicht mehr so unkompliziert und ich denke, dass sich gerade wieder ein paar Zähne auf den Weg machen. Ihr wacht schreiend auf, als hätte Euch jemand den Arm gebrochen und seid kaum zu beruhigen. Zum Glück (noch) nicht zeitgleich! Einer von Euch schläft also mindestens die halbe Nacht bei uns und nicht selten sogar Ihr beide. Papa ist momentan nur zum Schlafen zu Hause und ich zwei Wochen dann sogar wieder acht Tage ganz weg. ICh denke, es wird um Längen anstrengender als die letzten Male, aber irgendwie kriegen wir auch das gewuppt. Normalerweise hilf Omi viel, manchmal kommt sie abends nach dem Abendbrei, um mit Euch zu spielen oder auch, wenn Badezeit ist. NAchdem wir letztens einen kleinen Badeunfall hatten, habe ich im Moment lieber jemanden Zweiten an meiner Seite.
Das Essen ist weiterhin etwas schwierig bei Dir, kleine Anni, aber wir sind auf einem guten Weg! Du zeigt sogar, dass Du etwas nicht magst, indem Du mir fest in die Augen schaust und doll mit dem Kopf schüttelst, die Lippen dabei fest aufeinander gepresst. Ich probiere es natürlich trotzem immer mal wieder, aber wenn Du nichts oder nur wenig essen möchtest, dann ist es eben so und Du bekommst endlich wieder Deine Milch. Mittlerweile mögt Ihr sogar Joghurt mit Müsli und Früchten (wobei Du, Tom, eigentlich alles bereitwillig isst) und abends gibt es nun wie auch mittags Spaghetti-Brei oder ähnliches. Oft hast Du nach fünf Minuten schon die Nase voll vom auf-dem-Stuhl-sitzen und wirfst Dich immer nach hinten, motzend und nicht selten mit reichlich Tränen. Sobald ich dann allerdings anfange, zu singen, reißt Du Deine Augen auf, grinst und fängst an, zu der Musik von links nach rechts zu schunkeln. Und manchmal wird dazu der Kopf noch mitgenommen und hin und her gedreht.
Nun schlaft Ihr gerade im Wohnzimmer, was vor einer Woche noch undenkbar gewesen ist. Der Vormittagsschlaf klappte ausschließlich bei Spazierengehen, ungefähr nun zwei oder drei Monate lang. Und nach dem Essen schlaft Ihr mittags sogar auch sein kurzem in Euren Betten, wodurch auch ich endlich mal etwas anderes essen kann, als Müsli oder Toppas!
Das zu-Bett-gehen klappt auch immer besser und so langsam wachsen auch bei uns Rituale. Noch auf den Hochstühlen gibt es nach dem Essen Seifenblasen, danach werdet Ihr gewickelt, gewaschen, umgezogen und noch etwas müdebespielt. Im Zimmer läuft Lalelu, die Spieluhr wird noch ein paar Male aufgezogen, wer möchte, bekommt noch eine Milchflasche zum EInschlafschnuckeln und dann kraule ich Euch solange die Rücken oder Bäuche, bis Ihr eingeschlafen seid. Natürlich könnte ich auch einfach rausgehen, aber ich mag das und auch, wenn es manchmal eine Stunde lang dauert, so schlaft Ihr doch oft innerhalb einer viertel Stunde ein.
Jetzt werde ich schnell die Wickeltasche packen, mich umzihen und dann Euch einpacken, denn heute ist wieder musikalische Früherziehung. Auch, wenn ich die Zeit sehr ungünstig finde und mich immer ein bisschen aufraffen muss, so merke ich, wieviel Spaß es Euch macht, mit den anderen Babies zusammen besungen zu werden.
Ihr kleinen Zauberwesen, Ihr kostet mich einige Nerven und jede Menge Schlaf, aber zugleich erfüllt Ihr mich mit Wärme und Liebe und bringt mich jeden Tag mit irgendeiner Schandtat zum Lachen!